Mittwoch, 21. Dezember 2011

Jule Tage

Die Adventszeit,Weihnacht und die Tage bis zum Drei-Königstag sind für mich eine Zeit, welche mit sehr ambivalenten Emotionen verbunden sind und ich bin jedesmal froh, wenn ich da durch bin.
Lange habe ich alles abgelehnt,was mit diesen Tagen zusammenhängt und mich verweigert.Das hatte aber nur zur Folge, dass ich noch tiefer in einen dunklen Strudel geriet. Durch die Beschäftigung mit der Erde,der Natur,unserem europäischen Jahresrad (vergleichbar dem indianischen Medizinrad oder dem indischen Lebensrad usw. ), den europäischen, und anderen, Mythen und Kulten und weil ich mir ein holistisches (ganzheitliches ) Weltbild erarbeiten will, setzte ich mich gerade mit diesen Tagen besonders intensiv auseinander.
Die Gedanken, die ich mir heute über diese Tage mache, helfen mir durch die Dunkelheit, durch die Unordnung in die Ordnung in den Januar.





DIE JULE-TAGE
Weihnachten, die geweihten Nächte, ist ein Fest der nördlichen Weltkugel.Die südliche Halbkugel ist polar dazu, die Tage sind dort jetzt am längsten.Wenn ich im weiteren von dieser Zeit rede, meine ich unseren nördlichen Lebensraum.

Mit Anfang der Adventszeit hat sich die Lebenskraft in der Natur praktisch auf den Nullpunkt zurück gezogen.Es folgt eine etwa 4 wöchige Ruhephase, in der energetisch alles still steht.
An Weihnachten, 21 bis 24 Dezember, beginnen die Kräfte plötzlich wieder zu fliessen.Diese Kräfte sind chaotisch, ungeordnet. 12 Tage oder Nächte bleibt das so, bis zum Drei-Königstag.Aus dieser "chaotischen Ursuppe" hat sich dann eine neue Ordnung geformt,welche bis zur nächsten Wintersonnenwende besteht. Weihnachten ist der absolute Nullpunkt, die dunkelste Zeit, der Moment,an dem wir am
wenigsten Licht und Wärme erhalten.Und gleichzeitig werden die Tage ab diesem Moment wieder länger und die Lebenskraft beginnt wieder zu fliessen.Es ist der Moment des Sieges des Lichts über die Dunkelheit,die Geburtsstunde des Sonnenhelden.
Es ist die Versicherung, dass der Frühling kommt,die Kälte und Dunkelheit ein Ende haben wird.
Weihnachten ist das Fest der Liebe, weil an dieser Stelle des Jahresrades am wenigsten Licht,Wärme und Zuwendung von aussen spürbar ist.Das innere Licht und die innere Wärme für sich selbst und die Wesen,welche einen umgeben,helfen uns, miteinander diesen
Übergang zu bestehen.
Wir zünden Lichter an und beschenken uns gegenseitig als Zusicherung, das Christuskind im eigenen Herzen geboren zu haben und im Gegenüber das Selbe zu erkennen. Wir selbst sind die Sonnenhelden, die Kriegerinnen des Lichts, unsere ureigene Liebe bringt den Frühling und das Leben zurück.

Bräuche,die ich Schön und Wertvoll finde:

Der Barbarazweig.
Anfang Dezember schneidet man einen Kirschzweig oder andere blütentragende Sträucher/Bäume-Zweige ab und stellt sie mit Wasser in die warme Stube. An Weihnachten beginnen sie zu blühen.

Adventskranz
Das Jahresrad,durch das Anzünden der Kerzen durchschreitet man nochmals das vergangene Jahr und schlieundsst energetisch diesen Raum.

Weihnachtsguetzli
Ursprünglich ein Sinngebäck.Man bäckt sich Glück :-) und im verschenken der Guetzli wünscht man Glück.Alte Formen der Guetzli sind Symbole.Spannend und wunderschön find ich.

Der Weihnachtsbaum
Die Tanne als immergrüne Pflanze steht für das ewige Leben. Zudem ist sie als gerade aufstrebend und in ihrer klaren Form ein solares, sonnenhaftes Gewächs. Das Tannenharz und der Geruch der Tanne wirkt reinigend und klärend.


Weihnachten mit der Familie feiern
Sehe ich in ihrer ursprünglichen Form im Leben unserer Vorfahren in dörflichen und halbnomadischen Strukturen. An Weihnachten kommen alle zusammen, um den Jule-Eber zu schlachten und gemeinsam zu essen.Daher kommt, dass man sagt "Schwein gehabt".
Heute darf der Jule-Eber durchaus auch Vegetarisch,Vegan,Rohköstlich sein ;-). Im gemeinsamen Essen bekommt jede(r) ein Stück Glück fürs neue Jahr.
Ausserdem wurden alle Feuer gelöscht und die Herdstellen gesäubert. Auf dem Dorfplatz wurde das Notfeuer, die Rune Nauthiz, neu entzündet,indem die jungen Männer mithilfe eines grossen Bogens em Pfahl einen Eichenbohlen zum Glühen brachten und ein grosses Feuer entfachten. Aus diesem grossen neuen Feuer entnahmen die jungen Frauen eine Flamme und enzündeten in den Häusern neu das Herdfeuer.
Ich habe das für mich so abgewandelt, dass ich bei mir zuhause alle Lichter lösche, viele Kerzen aufstelle und diese eine nach der anderen anzünde und mir etwas schönes dabei denke.Mit anderen zusammen ist das ein wunderschönes Licht Ritual. Der Eichenbohlen wurde nachher in Einzelteile zersägt und jeder Haushalt erhielt ein Stück davon. Diese Eichenholzstücke beschützten das Haus vor Blitz, Feuer, Sturm und Wasser. Manchmal wurde auch ein Teil davon vermahlt und im Frühling auf die Felder gebracht. Die Reste dieser Eichenbohlen-Stücke wurde im kommenden Jahr am folgenden Notfeuer verbrannt, um Platz für den Neuen zu machen.
Diese Julefeiern dauerten oft bis zum Drei-Königstag und es herrschte der Julefrieden.
Die Reste "meines" Kerzenlichtrituals sind besondere Kerzen für besondere Anlässe im neuen Jahr.

Der Julefrieden
Die 12 Nächte zwischen Weihnachten und Drei-König sind ganz besondere Nächte. In dieser Zeit wird das kommende Jahr geprägt. Unseren Vorfahren war das bewusst und sie hielten sich an den Julefrieden. Jeder Streit und jede Ausenandersetzung war in dieser Zeit tabu, ausgesetzt. Dies war dem Menschen damals so wichtig, dass jemand, der den Julefrieden brach, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und verbannt wurde.Rauhe Zeiten, damals.....
Ich versuche mich an den Julefrieden zu halten,auch wenn das mir nicht immer gelingt. Ja, ja, diese modernen Menschen....

Die Raunächte
Die 12 Raunächte zwischen Weihnacht und Drei-König.Werden auch als Los-Tage bezeichnet.Rau kommt vielleicht von Rauch,weil in dieser Zeit Haus und Stall ausgeräuchert wurde und wird.Aber auch von Raunen, Geheimnisse zuflüstern,das Raunen. Weil in diesen 12 Nächten die Energie chaotisch und ungeformt ist, stürmt das Wuätihee über das Land, der Wüäti mit seinem Heer, Wotan oder Odin mit seinem Heer der Toten, welcher alle mitreisst, die ihm begegnen.Im Namen Wotan liegt unser Wort Wut, in diesen Geschichten vom Wüätihee liegt eine Warnung,sich während der Raunächte besonders Achtsam zu verhalten, in Gefühlen,Gedanken und Taten. Sonst besteht die Gefahr, dass das kommende Jahr ein wilder Ritt mit Wotan, sprich der Wut und Zwietracht wird.
Wotan versteckt sich auch hinter dem Samichlaus, welcher die artigen und guten Kinder beschenkt und die Unartigen in seinen Sack steckt und mitnimmt. Ein Nachklang aus einer Zeit, als die Menschen noch wussten,dass ihr Verhalten in den Raunächten das kommende Jahr vorprägt.
Die Raunächte sind eine tolle Zeit, um Pläne fürs nächste Jahr zu machen. Viele Silvesterbräuche wie das Bleigiessen stehen im Ursprung mit den Raunächten in Zusammenhang. Wenn ein Mädchen in der Weihnachtsnacht von einem Burschen träumt, wird das ihr Bräutigam werden, ;-). Es sind die Los-Tage, man zieht sein Los fürs nächste Jahr. Und wer es schaft, aktiv und konstruktiv diese Zeit zu nutzen, um das kommende Jahr fruchtbar, friedlich und erfolgreich vorzuprägen, erhält am Drei-Königstag die Krone, weil er oder sie der König/die Königin des kommenden Jahr ist.Bis das Jahresrad sich gedreht hat und ein neuer Zyklus ansteht,bis zur nächsten Weihnacht.


Ich wünsche euch eine friedvolle, lichtvolle, heile und heilsame Weihnacht, Glück und Segen in den Raunächten, eine warme Stube und einen vollen Suppentopf über dem Feuer und dass ihr euch die Krone am Dreikönigstag aufsetzt und sagt, Ja, ich bin meines Glückes Schmied.

Mit Licht und Liebe und Friede

Marcel vom gruener-zweig.ch

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